2. Disziplin 180km Radfahren

 

Die Radstrecke ist ein zweimal zu durchfahrender Rundkurs von ca.
90 Kilometern. Von ein paar Abstechern nach links und rechts abgesehen,geht es eigentlich einfach vom Norden der Insel nach Süden.
Teilweise auf Nebenstraßen zum Großteil aber auf einer Schnellstraße, auf der die linke Spur für uns gesperrt war.
Die Straßen hatten sich allerdings bereits im Training als stellenweise etwas tückisch erwiesen.
Sonderlich wunderschöne Landschaft geniessen war also schon mal nicht drin. Es war wirklich vorteilhaft vor sich zu schauen.
Der Straßenbelag ist verglichen mit europäischen Standards nicht so toll.
Auch wenn es mittlerweile in Deutschland auch so einige Ecken gibt, die dem schon sehr nahe kommen.
Schlaglöcher waren nicht gerade selten. Auch sehr nett waren ca. 1 cm hohe Fahrbahnunterschiede
an nachgebesserten Stellen, Kopfsteinpflasterpassagen, Reflektoren aller Größen an allen nötigen und unnötigen Ecken,
Längsrillen und Speedbumper machten die Sammlung komplett! Kurz: es war eigentlich alles da,
um die Fahrt nicht langweilig werden zu lassen. Aber wir waren ja nicht da, um die Qualität der Straßen zu begutachten
und nur rumzumaulen. Ich wollte das an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber erwähnt haben.
Ausserdem waren die Bedingungen ja für alle gleich.


Das eigentliche Problem war in meinem Fall, dass meine Flaschenhalter
–ich hatte neue drauf, die ca. 6 Gramm pro Stück weniger wiegen,
als ihre Vorgänger- durch die vom Straßenzustand hervorgerufenen
Erschütterungen keine Flasche mehr vernünftig halten konnten.
Die Erste, die sich in einem wirklich sehr schön anzusehenden Flug
von mir verabschiedet, ist ausgerechnet die, in der ich meinen
eigenen Energiedrink aufbewahrte. Allerdings in extrem konzentrierter Form.
Hatte vor, das Zeug in der Lenkertrinkflasche mit Wasser zu verdünnen.
War halt nix. Aber es gab  ja auch noch das Zeug vom Veranstalter.
Es handelte sich hierbei um Gatorade in den normalen handelsüblichen
Flaschen. Kennt man ja aus´m Supermarkt.
Die sind etwas schmaler als normale Radflaschen.
Problem: Folglich fliegen die noch viel besser! Ich schätze,
dass ich insgesamt wohl um die zehn Flaschen (Wasser und Gatorade)
verloren habe. Zeitweise hab ich mich wirklich gefragt,
warum ich mir noch die Arbeit mache, die Teile in die Flaschenhalter
zu stecken. Wenn sie eh nur paar Sekunden drin bleiben...


Nach Süden läufts aber trotzdem prima. Ich fahre die 45km ziemlich 
locker in 1:20 Stunden. Kurz vor dem Wendepunkt fällt mir allerdings auf,
dass die mir entgegenkommenden Athleten quasi stehen.
Erst jetzt realisiere ich, dass es abartig windig ist. Spätestens nach dem
Wendepunkt wird mir beim Blick auf den Tacho schlagartig klar,
dass hier kein laues Lüftchen weht. Ich hab mich auf dem Rückweg
zwar auch nicht gerade umgebracht, aber 1:40 Stunden für den Rückweg
sprechen eigentlich für sich.


Einem Bericht auf www.ironmanlive.com zufolge erreichte der Wind sogar Sturmstärke.
Einige Athleten wurden auch vom Rad direkt in die Botanik geweht. So wild wie im Trainingslager in Andalusien war
es zum Glück aber nicht. Sonst hätte die Disziplin „Windsurfen“ heissen müssen.


Für mich gab es allerdings ein größeres Problem als fliegende Flaschen.
Auf der Radstrecke wurden keine Energieriegel ausgegeben.
Stattdessen gab´s halbe Bananen. Drei Riegel hatte ich auf dem Rad dabei.
Das reicht für drei Stunden. Ich hätte eine Tüte mit eigener Verpflegung abgeben können,
wollte mir aber die Zeit für das Anhalten an der Special Needs Station sparen.
So hatte ich nach dem Radfahren wieder mal zu wenig gegessen,
weil ich nicht ganz sicher war, was ich schon gegessen hatte und Bananen nicht
allzuviel Energie liefern. Gut, ich möchte hier keine Diskussion zum
Thema Energiewertgehalt von Sporternährung anstossen. Mir ist schon bewusst,
dass Bananen ein sehr hohes Kohlenhydrat-pro Gramm Verhältnis aufweisen.
Aber eine halbe Banane hat nicht sonderlich viel Kalorien.
Mit Sicherheit hätte ich bei der Hitze auch mehr trinken sollen.
Da die Radstrecke mit 183 km etwas länger ausgefallen ist,
hat´s mit meiner Wunsch-Radsplitzeit auch nicht so ganz hingehauen.
Auch wenn ich während der Fahrt die Zeit von den ursprünglich angestrebten
5:30 Stunden auf 5:59 Stunden revidiert hatte. Gebraucht hatte ich genau 6:01 Stunden.
Auf der Ergebnisliste sind aber die Radsplits inklusive der beiden Wechselzeiten
aufgeführt. Nachdem das mit dem ersten Wechsel ja schon nix war,
konnte das beim zweiten ja eigentlich auch nicht besser werden....

Wechselzone 2: Radfahren-Laufen

 

So da komm ich angerollt. Ein Helfer nimmt mir mein Rad ab und ich laufe ins Wechselzelt. Dort angekommen siegt wieder mal mein innerer Schweinehund, der mir befiehlt, erstmal langsam zu machen. Also wie immer...erstmal hinsetzen, Füße mit Vaseline einschmieren und komplett umziehen. Vor dem Loslaufen entdecke ich auch noch eine Verpflegungsstation mit allen möglichen Früchten und Getränken im Zelt. Das hält mich natürlich auch noch mal auf. Hat wohl alles etwas gedauert. Wie die Differenz zwischen meiner selbstgestopten (CM 414 AltiM Radcomputer) und der offizielen Radzeit zeigt, hing ich wieder mal insgesamt 23 Minuten in den Wechselzonen rum...nächstes Mal wird´s aber wirklich schneller.
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