Spiegelglatt lag der Indische Ozean vor uns. Oder
besser gesagt 1.200 Athleten, die sich am 19.03.2006 in Port Elizabeth zum
Ironman Southafrica versammelt hatten.
Der kaum sichtbare Seegang war sehr erfreulich.
Immerhin hatte es in der Woche vor dem Wettkampf immer ziemlich viel Wind
und die entsprechend hohen Wellen. Für den Wettkampftag war ebenfalls
Windstärke 5 aufwärts gemeldet. Nicht gerade ein laues Lüftchen. Doch
um 6:00 Uhr bewegte sich noch kein Grashalm.
1.
Disziplin: 3,8 km Schwimmen
Um 7:00 Uhr ging´s los. Die Göteborg, ein Nachbau
eines klassischen Segelschiffs gab mit ihren Kanonen den
Startschuss.
Kurze Zeit später waren wir alle im Wasser. Ich
-wie immer- relativ weit hinten. Diesmal wollte ich zwar schneller
schwimmen, als in Brasilien aber irgendwie gelang mir das nicht so
ganz.
Die Schwimmstrecke ist ein zweimal zu schwimmender
Rundkurs, der am Ende der ersten Runde von einem kurzen Landgang
unterbrochen wird. Wie üblich ging es am Anfang recht eng zu.
Einige Leute bestachen sich selbst durch faszinierende
Orientierungslosigkeit und schwammen kreuz und quer in der Gegend
rum, um sich an den Wendebojen dann auf einem Punkt zu sammeln und
gegenseitig zu ertränken.
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Geschickter fand ich es, dieses Massaker ein paar
Meter zu umschwimmen und keinen auf die Backen zu bekommen. Mit
zunehmender Wettkampfdauer nahm auch der Wind zu und mit ihm auch
dummerweise die Wellen. Die erste Runde ging noch relativ zügig vorbei.
Auf der Zweiten durften wir dann aber Bekanntschaft mit einer extrem
miesen Strömung machen. Verdammte Axt.! Ich hatte die ganze Zeit nur nach
rechts, also in Richtung offenes Meer, geatmet. Nachdem ich bereits einige
Zeit geradeaus geschwommen war, wollte ich mit einem Blick nach links
kontrollieren, wie weit ich gekommen war. Mit wachsender Begeisterung
durfte ich feststellen, dass ich mich mich nicht wesentlich weiterbewegt
hatte. Die anderen aber auch nicht. Später zog dann auch noch ein
Unwetter auf. Der Kommentator auf ironmanlive.com hatte zu diesem
Zeitpunkt geschrieben, dass er seinen Platz verlassen muss, da der Regen
momentan waagerecht kommt. Ich versuchte es positiv zu sehen und tröstete
mich damit, dass ich dann wenigstens nicht so lange unter der Dusche
stehen muss um das Salzwasser wieder aus den Klamotten zu bekommen.
Noch eine kleine Anekdote zum Wettkampfort. Start
und Ziel befanden sich wie oben erwähnt am „Shark Rock“ auf deutsch
„Haifischfelsen“. Ich vermute ja, dass der nicht umsonst so heisst. Am
Start stand auch ein nettes Hinweisschild, auf dem die hier beheimateten
Haiarten abgebildet sind. Dieses Schild wäre wohl geeignet um ängstliche
Teilnehmer vom Start abzuhalten. Der Veranstalter hatte die potentielle
„Haigefahr“ aber recht schnell gelöst. Einfach ein Ironman-Logo auf
das Schild geschraubt und gut war´s.
Über die Haie hab ich mir während dem Wettkampf
aber auch kaum Gedanken gemacht. Haie fressen immer die schwächste Beute
und da waren ja immer noch paar die noch schlechter schwimmen als ich.
Ausserdem ist es garantiert gefährlicher Auto zu fahren. Wenn man bedenkt
welche Mutanten den Führerschein haben, grenzt es sowieso an ein
Wunder, dass man noch lebend rumläuft. Wenn ein Hai mal zubeisst dann
wohl nur, weil er einen mit seiner eigentlichen Beute verwechselt hat. Der
Blindfisch. Wenn er merkt, dass Mensch scheisse schmeckt, lässt er im
Regelfall eigentlich auch wieder los. Dummerweise ist man dann ein paar kg
leichter und das ohne Diät...
Doch zurück zum Thema. Bis ich aus dem Wasser kam
hatte der Regen unpassenderweise auch schon wieder aufgehört. Also nix
mit abgekürzter Dusche. Die Uhr der Zeitnahme stand knapp hinter
1:20...Weltklasse! Aber leider bewegte sich die Anzeige aber auch kein
bischen weiter. Meine offizielle Schwimmzeit war dann mit
offiziell 1:38:58 dann doch etwas langsamer. Das war übrigens so
ziemlich die selbe Zeit wie in Brasilien. Soviel zum Thema schneller
Schwimmen.
2. Disziplin: 180km Radfahren
Die Radstrecke ist ein dreimal zu durchfahrender,
landschaftlich reizvoller, Rundkurs. Es geht zuerst am Hafen vorbei durch
die Stadt. Dann über eine längere Steigung aus der Stadt hinaus durch
eine leicht bewaldete Gegend, die größtenteils von Pferdezucht bestimmt
wird. In den Bäumen kann man immer wieder auch Affen sehen und
gelegentlich trifft man auch auf Schildkröten.
Letztere logischerweise eher auf der Strasse als auf´m
Baum. Drüberfahren sollte man besser nicht, weil das wohl eher für einen
selbst schlecht ausgehen dürfte. Von diesen Bergen oder besser Hügeln
geht es wieder zurück auf Meereshöhe. Dann fährt man einige Zeit am
Indischen Ozean entlang um dann von Süden kommend wieder nach Port
Elizabeth reinzufahren und dann das Ganze von vorne. Der Aspahlt ist zwar
eher rauh, fährt sich aber recht angenehm. So viele Stolperfallen wie in
Brasilien gibt´s auch nicht. Die meisten Flaschen bleiben daher auch da
wo sie hingehören....im Flaschenhalter.
Port Elizabeth ist auch als „windy city“
bekannt. In der Woche vor dem Rennen bogen sich die Palmen an mehreren
Tagen quasi im Halbkreis. Zeit mich selbst zu verfluchen, weil ich zu faul
war, ein zweites Vorderrad -mit flacherer Felge- einzupacken, obwohl in
meinem Radkoffer noch Platz dafür gewesen wäre und mein Chef mich ja
bereits vorgewarnt hatte. Er kennt die Gegend nämlich selbst vom
Radfahren. Aber ich musste ja mal wieder schlauer sein. Naja, das nächste
Mal fliegt das Ding mit. So hatte ich nur meine HED3 Trispokes.
Die Teile haben aber nunmal die unangenehme
Eigenschaft bei Seitenwind ihren eigenen Willen zu entwickeln. Durch die
große Windangriffsfläche neigen sie dazu selbständig zu steuern, wenn
man nicht aufpasst. Weil ich nicht nähere Bekanntschaft mit der Botanik
machen wollte, hab ich vor allem in den Abfahrten Tempo rausgenommen.
Gewackelt hat´s trotzdem zeitweise recht gewaltig. Ich
darf aber auch nicht zu sehr rumjammern. Natascha Badmann ist das gleiche
Vorderrad gefahren und sie hat das Rennen schließlich gewonnen. Aber die
ist ja auch Profi und fährt garantiert mehr als ich. Mehr Ausreden fallen
mir momentan aber leider nicht ein. Ach ja der Wind. Auf der kompletten
Steigung stadtauswärts kam der quasi mit Lichtgeschwindigkeit direkt von
vorne. Vor allem in der dritten Runde brauchte ich das, wie ´nen Nagel im
Kopf. Zum Glück hat´s aber nicht mehr geregnet. Der Regen war ja wie
gesagt vorbei, als ich aus dem Wasser kam. Allerdings nicht ohne mir doch
noch eine Freude zu bereiten.
Meine Energieriegel hatte ich in einer aufs
Oberrohr montierten Tasche verstaut. Natürlich ausgepackt und in gleichmässige
Stücke geteilt. Nun ja wie soll man´s formulieren. Der Regen hatte genug
Zeit, dass Zeug schonmal vorzuverdauen und in einen einzigen Klumpen zu
transformieren. Baaah, war das ekelig. Zeitweise hatte ich überlegt, das
ganze Teil in die Botanik zu pfeffern. Kam dann aber zu dem Schluss, dass
die blöde Tasche dafür zu teuer ist und dass ich die Riegelpampe ja
immer noch essen kann. Auch wenn´s aussieht und schmeckt, wie schon mal
gegessen. Den grössten Teil davon hatte ich dann irgendwie auch runterwürgen
können. An den Verpflegungsstellen hatte ich aber auch öfter Bananen und
–von Geschmack und Konsistenz korrekte- Energieriegel angenommen. Das nächste
Mal bleibt die Tasche daheim. So spar ich auch noch mal paar hundert Gramm
Gewicht. An den Riegeln meine ich. Man bekommt ja eh genug zu essen. Die
Wettkampfverpflegung war eigentlich ganz okay. Nur an einer Stelle hatte
ich mal Leitungswasser bekommen. Gemerkt hab ich das daran, dass es aus
meiner Aerotrinkflasche nach Chlor gemufft hat, wie im Schwimmbad. Zudem
bekam ich davon auch bischen Magenprobleme. Vom Besuch eines Gebüschs
blieb ich aber glücklicherweise verschont. Vielleicht haben die ja auch
Unterschiede beim Wasser gemacht. Also Mineral- und Leitungswasser
ausgegeben. Sowas gibt´s wohl manchmal. Allerdings wüsste ich jetzt
nicht, dass darauf hingewiesen worden wäre. Bis auf den Wind hat das
Radfahren trotzdem Spass gemacht. Das lag aber auch daran, dass ich das
zumindest einigermassen beherrsche und als Bleiente nach dem Schwimmen im
hinteren Drittel platziert war. So konnte ich mehrere hundert
Platzierungen gut machen, obwohl ich eher locker gefahren bin. Sowas
motiviert einen ja dann doch. Genau wie die Perle, die mir an ´nem Berg,
als ich gerade aus dem Sattel ging, „Yeeaaah, hot stuff!!“
hinterhergeplärrt hat. Ich hoffe jedenfalls, dass sie damit mich und
nicht mein Rad meinte. Die Radzeit lag inklusive Wechsel vom Schwimmen bei
ungefähr 6:20 (bin zu faul nachzusehen). Nicht schnell aber unter den
Bedingungen noch ganz korrekt. Immerhin vorderes Drittel.
3. Disziplin: 42,2 km Laufen
Der Marathonkurs ist ein eher flacher Rundkurs, der
ebenfalls dreimal zu laufen ist. Anfangs geht es die Radstrecke entlang
bis in die Nähe des Hafens. Danach entlang der Strandpromenade in
Richtung Küstenstrasse, dann rechts ab durch das Universitätsgelände
und wieder Richtung Start-/Zielbereich. Dass es drei Runden sind kam mir
persönlich sehr entgegen. Das sieht dann nämlich nicht so lang aus. Schön
war auch, dass im Stadtbereich sehr viele Zuschauer stehen, die einen
wirklich sehr nett anfeuern.
In der Gegend um die Uni herum war es aber
wesentlich ruhiger. Was aber ja auch seine Vorteile hat. Vor dem
Lauf hatte ich ehrlich gesagt ernsthafte Bedenken, ob das gut laufen
würde. Durch den relativ kalten Winter in Deutschland hatte ich
meinen letzten langen Ausdauerlauf im Dezember gemacht.
Danach war´s mir ganz einfach zu kalt. Die Gesamtsumme der
Trainingskilometer war mit ca. 500 km auch nicht allzu hoch. Also war ich eventuell übervorsichtig.
Der erste Kilometer lag dann bei 5:12 Minuten. Zugegeben, das ist
zwar nicht Lichtgeschwindigkeit aber ich hatte trotzdem Schiss, dass
ich platze, wenn ich so weiterlaufe. Auch wenn sich das locker anfühlte.
Mein Ziel war es, eine Geschwindigkeit von ca. 6 Minuten pro
Kilometer zu laufen. Der
Versuch hat aber erst bei Kilometer sieben funktioniert, als es das
erste Mal zur Uni raufging. Da hat´s eine flache Steigung. Ab da
bin ich dann aber auch immer so ziemlich in diesem Tempo geblieben.
Die letzte Runde war schneller als die zweite und auf den letzten
Kilometern wurde ich sogar wieder schneller. Wider Erwarten bin ich
auch nicht in die Luft geflogen. Ich nehme an, ich hätte auch den
Kilometerschnitt vom Anfang des Laufes durchlaufen können. Beim nächsten
Mal probier ich´s einfach mal aus. Beim Laufen konnte ich ebenfalls
noch einige Platzierungen gutmachen und kam nach 12:34:24 trotz
nicht perfekter Bedingungen und paar Kilo Übergewicht mit neuer
persönlicher Bestzeit und einem nur noch operativ zu entfernenden
Grinsen ins Ziel. |
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Fazit: Mann kann´s eigentlich in zwei
Worte fassen: Geiler Wettkampf! Das liegt wohl zum Großteil daran, dass
er von den gleichen Leuten veranstaltet wird, die auch den Ironman Austria
aufgebaut haben. In Österreich ist die Organisation zwar noch um einiges
besser aber das war ja auch erst das zweite Mal, dass der Wettkampf in Südafrika
stattfindet. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass mir die „Samba- und
Capoeira-Schneckcher“ bei der Pastaparty in Brasilien besser gefallen
haben. Aber dieses Rennen werde ich sicher in guter Erinnerung behalten
und war höchstwahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal hier.
Michael Schmitz im Juli 2006
Email: Mick@3speed.de
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