BERICHT IRONMAN SOUTH AFRICA 2006 

Ironman

 Southafrica

Rennbericht 

von Michael Schmitz 

(Vorwort)    (Email) 

ANREISE / VORBEREITUNG

PORT ELISABETH

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WILD LIVE

Spiegelglatt lag der Indische Ozean vor uns. Oder besser gesagt 1.200 Athleten, die sich am 19.03.2006 in Port Elizabeth zum Ironman Southafrica versammelt hatten.

Der kaum sichtbare Seegang war sehr erfreulich. Immerhin hatte es in der Woche vor dem Wettkampf immer ziemlich viel Wind und die entsprechend hohen Wellen. Für den Wettkampftag war ebenfalls Windstärke 5 aufwärts gemeldet. Nicht gerade ein laues Lüftchen. Doch um 6:00 Uhr bewegte sich noch kein Grashalm.

 

1. Disziplin: 3,8 km Schwimmen

 

Um 7:00 Uhr ging´s los. Die Göteborg, ein Nachbau eines klassischen Segelschiffs gab mit ihren Kanonen den Startschuss.

Kurze Zeit später waren wir alle im Wasser. Ich -wie immer- relativ weit hinten. Diesmal wollte ich zwar schneller schwimmen, als in Brasilien aber irgendwie gelang mir das nicht so ganz.

Die Schwimmstrecke ist ein zweimal zu schwimmender Rundkurs, der am Ende der ersten Runde von einem kurzen Landgang unterbrochen wird. Wie üblich ging es am Anfang recht eng zu. Einige Leute bestachen sich selbst durch faszinierende Orientierungslosigkeit und schwammen kreuz und quer in der Gegend rum, um sich an den Wendebojen dann auf einem Punkt zu sammeln und gegenseitig zu ertränken.

 

Geschickter fand ich es, dieses Massaker ein paar Meter zu umschwimmen und keinen auf die Backen zu bekommen. Mit zunehmender Wettkampfdauer nahm auch der Wind zu und mit ihm auch dummerweise die Wellen. Die erste Runde ging noch relativ zügig vorbei. Auf der Zweiten durften wir dann aber Bekanntschaft mit einer extrem miesen Strömung machen. Verdammte Axt.! Ich hatte die ganze Zeit nur nach rechts, also in Richtung offenes Meer, geatmet. Nachdem ich bereits einige Zeit geradeaus geschwommen war, wollte ich mit einem Blick nach links kontrollieren, wie weit ich gekommen war. Mit wachsender Begeisterung durfte ich feststellen, dass ich mich mich nicht wesentlich weiterbewegt hatte. Die anderen aber auch nicht. Später zog dann auch noch ein Unwetter auf. Der Kommentator auf ironmanlive.com hatte zu diesem Zeitpunkt geschrieben, dass er seinen Platz verlassen muss, da der Regen momentan waagerecht kommt. Ich versuchte es positiv zu sehen und tröstete mich damit, dass ich dann wenigstens nicht so lange unter der Dusche stehen muss um das Salzwasser wieder aus den Klamotten zu bekommen.

Noch eine kleine Anekdote zum Wettkampfort. Start und Ziel befanden sich wie oben erwähnt am „Shark Rock“ auf deutsch „Haifischfelsen“. Ich vermute ja, dass der nicht umsonst so heisst. Am Start stand auch ein nettes Hinweisschild, auf dem die hier beheimateten Haiarten abgebildet sind. Dieses Schild wäre wohl geeignet um ängstliche Teilnehmer vom Start abzuhalten. Der Veranstalter hatte die potentielle „Haigefahr“ aber recht schnell gelöst. Einfach ein Ironman-Logo auf das Schild geschraubt und gut war´s.

Über die Haie hab ich mir während dem Wettkampf aber auch kaum Gedanken gemacht. Haie fressen immer die schwächste Beute und da waren ja immer noch paar die noch schlechter schwimmen als ich. Ausserdem ist es garantiert gefährlicher Auto zu fahren. Wenn man bedenkt  welche Mutanten den Führerschein haben, grenzt es sowieso an ein Wunder, dass man noch lebend rumläuft. Wenn ein Hai mal zubeisst dann wohl nur, weil er einen mit seiner eigentlichen Beute verwechselt hat. Der Blindfisch. Wenn er merkt, dass Mensch scheisse schmeckt, lässt er im Regelfall eigentlich auch wieder los. Dummerweise ist man dann ein paar kg leichter und das ohne Diät...

Doch zurück zum Thema. Bis ich aus dem Wasser kam hatte der Regen unpassenderweise auch schon wieder aufgehört. Also nix mit abgekürzter Dusche. Die Uhr der Zeitnahme stand knapp hinter 1:20...Weltklasse! Aber leider bewegte sich die Anzeige aber auch kein bischen weiter. Meine offizielle Schwimmzeit war dann mit  offiziell 1:38:58 dann doch etwas langsamer. Das war übrigens so ziemlich die selbe Zeit wie in Brasilien. Soviel zum Thema schneller Schwimmen.

 

 

2. Disziplin: 180km Radfahren

Die Radstrecke ist ein dreimal zu durchfahrender, landschaftlich reizvoller, Rundkurs. Es geht zuerst am Hafen vorbei durch die Stadt. Dann über eine längere Steigung aus der Stadt hinaus durch eine leicht bewaldete Gegend, die größtenteils von Pferdezucht bestimmt wird. In den Bäumen kann man immer wieder auch Affen sehen und gelegentlich trifft man auch auf Schildkröten. 

Letztere logischerweise eher auf der Strasse als auf´m Baum. Drüberfahren sollte man besser nicht, weil das wohl eher für einen selbst schlecht ausgehen dürfte. Von diesen Bergen oder besser Hügeln geht es wieder zurück auf Meereshöhe. Dann fährt man einige Zeit am Indischen Ozean entlang um dann von Süden kommend wieder nach Port Elizabeth reinzufahren und dann das Ganze von vorne. Der Aspahlt ist zwar eher rauh, fährt sich aber recht angenehm. So viele Stolperfallen wie in Brasilien gibt´s auch nicht. Die meisten Flaschen bleiben daher auch da wo sie hingehören....im Flaschenhalter.

Port Elizabeth ist auch als „windy city“ bekannt. In der Woche vor dem Rennen bogen sich die Palmen an mehreren Tagen quasi im Halbkreis. Zeit mich selbst zu verfluchen, weil ich zu faul war, ein zweites Vorderrad -mit flacherer Felge- einzupacken, obwohl in meinem Radkoffer noch Platz dafür gewesen wäre und mein Chef mich ja bereits vorgewarnt hatte. Er kennt die Gegend nämlich selbst vom Radfahren. Aber ich musste ja mal wieder schlauer sein. Naja, das nächste Mal fliegt das Ding mit. So hatte ich nur meine HED3 Trispokes.

 

 

Die Teile haben aber nunmal die unangenehme Eigenschaft bei Seitenwind ihren eigenen Willen zu entwickeln. Durch die große Windangriffsfläche neigen sie dazu selbständig zu steuern, wenn man nicht aufpasst. Weil ich nicht nähere Bekanntschaft mit der Botanik machen wollte, hab ich vor allem in den Abfahrten Tempo rausgenommen. Gewackelt hat´s trotzdem zeitweise recht gewaltig. Ich darf aber auch nicht zu sehr rumjammern. Natascha Badmann ist das gleiche Vorderrad gefahren und sie hat das Rennen schließlich gewonnen. Aber die ist ja auch Profi und fährt garantiert mehr als ich. Mehr Ausreden fallen mir momentan aber leider nicht ein. Ach ja der Wind. Auf der kompletten Steigung stadtauswärts kam der quasi mit Lichtgeschwindigkeit direkt von vorne. Vor allem in der dritten Runde brauchte ich das, wie ´nen Nagel im Kopf. Zum Glück hat´s aber nicht mehr geregnet. Der Regen war ja wie gesagt vorbei, als ich aus dem Wasser kam. Allerdings nicht ohne mir doch noch eine Freude zu bereiten. 

Meine Energieriegel hatte ich in einer aufs Oberrohr montierten Tasche verstaut. Natürlich ausgepackt und in gleichmässige Stücke geteilt. Nun ja wie soll man´s formulieren. Der Regen hatte genug Zeit, dass Zeug schonmal vorzuverdauen und in einen einzigen Klumpen zu transformieren. Baaah, war das ekelig. Zeitweise hatte ich überlegt, das ganze Teil in die Botanik zu pfeffern. Kam dann aber zu dem Schluss, dass die blöde Tasche dafür zu teuer ist und dass ich die Riegelpampe ja immer noch essen kann. Auch wenn´s aussieht und schmeckt, wie schon mal gegessen. Den grössten Teil davon hatte ich dann irgendwie auch runterwürgen können. An den Verpflegungsstellen hatte ich aber auch öfter Bananen und –von Geschmack und Konsistenz korrekte- Energieriegel angenommen. Das nächste Mal bleibt die Tasche daheim. So spar ich auch noch mal paar hundert Gramm Gewicht. An den Riegeln meine ich. Man bekommt ja eh genug zu essen. Die Wettkampfverpflegung war eigentlich ganz okay. Nur an einer Stelle hatte ich mal Leitungswasser bekommen. Gemerkt hab ich das daran, dass es aus meiner Aerotrinkflasche nach Chlor gemufft hat, wie im Schwimmbad. Zudem  bekam ich davon auch bischen Magenprobleme. Vom Besuch eines Gebüschs blieb ich aber glücklicherweise verschont. Vielleicht haben die ja auch Unterschiede beim Wasser gemacht. Also Mineral- und Leitungswasser ausgegeben. Sowas gibt´s wohl manchmal. Allerdings wüsste ich jetzt nicht, dass darauf hingewiesen worden wäre. Bis auf den Wind hat das Radfahren trotzdem Spass gemacht. Das lag aber auch daran, dass ich das zumindest einigermassen beherrsche und als Bleiente nach dem Schwimmen im hinteren Drittel platziert war. So konnte ich mehrere hundert Platzierungen gut machen, obwohl ich eher locker gefahren bin. Sowas motiviert einen ja dann doch. Genau wie die Perle, die mir an ´nem Berg, als ich gerade aus dem Sattel ging, „Yeeaaah, hot stuff!!“ hinterhergeplärrt hat. Ich hoffe jedenfalls, dass sie damit mich und nicht mein Rad meinte. Die Radzeit lag inklusive Wechsel vom Schwimmen bei ungefähr 6:20 (bin zu faul nachzusehen). Nicht schnell aber unter den Bedingungen noch ganz korrekt. Immerhin vorderes Drittel.

 


3. Disziplin: 42,2 km Laufen

 

Der Marathonkurs ist ein eher flacher Rundkurs, der ebenfalls dreimal zu laufen ist. Anfangs geht es die Radstrecke entlang bis in die Nähe des Hafens. Danach entlang der Strandpromenade in Richtung Küstenstrasse, dann rechts ab durch das Universitätsgelände und wieder Richtung Start-/Zielbereich. Dass es drei Runden sind kam mir persönlich sehr entgegen. Das sieht dann nämlich nicht so lang aus. Schön war auch, dass im Stadtbereich sehr viele Zuschauer stehen, die einen wirklich sehr nett anfeuern.

In der Gegend um die Uni herum war es aber wesentlich ruhiger. Was aber ja auch seine Vorteile hat. Vor dem Lauf hatte ich ehrlich gesagt ernsthafte Bedenken, ob das gut laufen würde. Durch den relativ kalten Winter in Deutschland hatte ich meinen letzten langen Ausdauerlauf im Dezember gemacht.

 

Danach war´s mir ganz einfach zu kalt. Die Gesamtsumme der Trainingskilometer war mit ca. 500 km  auch nicht allzu hoch. Also war ich eventuell übervorsichtig. Der erste Kilometer lag dann bei 5:12 Minuten. Zugegeben, das ist zwar nicht Lichtgeschwindigkeit aber ich hatte trotzdem Schiss, dass ich platze, wenn ich so weiterlaufe. Auch wenn sich das locker anfühlte. Mein Ziel war es, eine Geschwindigkeit von ca. 6 Minuten pro Kilometer zu laufen.  Der Versuch hat aber erst bei Kilometer sieben funktioniert, als es das erste Mal zur Uni raufging. Da hat´s eine flache Steigung. Ab da bin ich dann aber auch immer so ziemlich in diesem Tempo geblieben. Die letzte Runde war schneller als die zweite und auf den letzten Kilometern wurde ich sogar wieder schneller. Wider Erwarten bin ich auch nicht in die Luft geflogen. Ich nehme an, ich hätte auch den Kilometerschnitt vom Anfang des Laufes durchlaufen können. Beim nächsten Mal probier ich´s einfach mal aus. Beim Laufen konnte ich ebenfalls noch einige Platzierungen gutmachen und kam nach 12:34:24 trotz nicht perfekter Bedingungen und paar Kilo Übergewicht mit neuer persönlicher Bestzeit und einem nur noch operativ zu entfernenden Grinsen ins Ziel.

  Fazit: Mann kann´s eigentlich in zwei Worte fassen: Geiler Wettkampf! Das liegt wohl zum Großteil daran, dass er von den gleichen Leuten veranstaltet wird, die auch den Ironman Austria aufgebaut haben. In Österreich ist die Organisation zwar noch um einiges besser aber das war ja auch erst das zweite Mal, dass der Wettkampf in Südafrika stattfindet. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass mir die „Samba- und Capoeira-Schneckcher“ bei der Pastaparty in Brasilien besser gefallen haben. Aber dieses Rennen werde ich sicher in guter Erinnerung behalten und war höchstwahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal hier.

 

Michael Schmitz im Juli 2006

Email: Mick@3speed.de